STILLEN

Ich habe Angst, mein Baby nicht stillen zu können

Fast 90 Prozent der Mütter planen ihr Kind zu stillen (Quelle: KiGGS, Welle 2), doch nur 68 Prozent der Mütter stillen ihr Kind nach der Geburt ausschließlich und in den ersten Monaten sinkt diese Zahl deutlich, nach vier Monaten stillen nur noch 40% der Mütter ausschließlich. Zum einen liegt das daran, dass Stillen eben nicht "die natürlichste Sache der Welt ist", sondern ein Lernprozess. Zum anderen haben viele Frauen Angst, dass sie zu wenig Milch produzieren und ihr Baby allein durch Stillen nicht satt wird, „zu wenig Milch“ ist der Hauptgrund für frühzeitiges Abstillen. Mangelndes Wissen zum Stillen und Unsicherheit der Mütter führen zu Angst und Stress, was die Milchbildung beeinträchtigt, und sind häufig die Ursache für Stillprobleme und frühzeitiges Abstillen.

Wir haben hier deshalb wichtige Informationen und Links zu Still-Tipps zusammengestellt:

Was entwickelt sich in der Brust während der Schwangerschaft?

Viele schwangere Frauen bemerken zu Beginn der Schwangerschaft ein Ziehen in den Brüsten. Einige Frauen berichten auch von einer Größenzunahme, die ein bis zwei Körbchengrößen ausmachen können. Die Färbung der Mamillen verändert sich, sowie die Größe des Brustwarzenhofes: diese kann zunehmen. Auf dem Brustwarzenhof zeigen sich deutlich kleine Erhebungen.

Das sind die ersten Anzeichen für die Milchbildung und die Stillfähigkeit. Die Größenzunahme der Brüste passiert aufgrund der Verzweigung des Brustdrüsengewebes, welches für die Milchbildung zuständig ist. Die stärkere Pigmentierung der Brustwarzen sorgt für ein strapazierfähiges Gewebe. Die kleinen Erhebungen auf dem Warzenhof sind die sogenannten Montgomery-Drüsen, welche die Brustwarze pflegen und vor Infektionen der mütterlichen Brust und beim Säugling schützen. Sie reagieren auf die Keimbelastung im Umfeld der Mutter und bilden die benötigten Abwehrstoffe.

Ab der 16. Schwangerschaftswoche wird Milch gebildet und diese verändert sich stetig, sodass im Falle einer Frühgeburt die auf die Bedürfnisse des zu früh geborenen Säuglings abgestimmte Muttermilch vorhanden ist. Das ist alles hormonell gesteuert und von Mutter Natur programmiert.

Stillen beginnt direkt nach der Geburt

Während der Geburt werden viele wichtige Hormone gebildet, die Mutter und Kind auf ihre neue Beziehung vorbereiten, den Kreislauf anregen und die Milchbildung steuern.

Nach der Geburt der Plazenta wird das Signal an die Brust gegeben, dass die Milch fließen kann. Dann steht dem Säugling die Neugeborenen-/Frühgeborenenmilch zur Verfügung, die sehr reich an Abwehrstoffen ist, die erste Stuhlentleerung fördert und noch sehr geringe Mengen (am 1. Tag ca. 2-5 ml/Mahlzeit) aufweist, um den kleinen Magen nicht zu überfordern. Du solltest Dein Baby gleich nach der Geburt zum ersten Mal anlegen.

Um den 3. Tag nach der Geburt herum verändert sich die Situation, da mittlerweile das Plazentahormon stark absinkt und die Muttermilch gebildet wird. Viele Mütter bemerken plötzlich eine gefüllte Brust und ein verändertes Saugverhalten des Babys. Zusätzlich kann es auch aufgrund der hormonellen Situation zu einer kurzen Traurigkeit kommen, auch Baby-Blues genannt. Der ausgeschiedene Stuhl des Kindes verändert die Farbe von grün nach gelb und die Babys trinken plötzlich 8 bis 14 mal am Tag.

Was sind denn nun die Ursachen von Stillproblemen?

In den vergangenen 20 Jahren gab es aufgrund neuer Untersuchungstechniken mehr Erkenntnisse zur Milchbildung, zur frühkindlichen Entwicklung und auch zum anatomischen Aufbau der weiblichen Brust. Mit diesen neuen Erkenntnissen wurde klar, dass viele Informationen vor dieser Zeit hinfällig wurden, da sie zum Teil sogar das Stillen verhinderten. Erzählungen aus dieser Zeit, Berichte von Misserfolgen und auch Vorgehensweisen beeinflussen junge Eltern weiterhin und sie sind verunsichert, was denn nun das Richtige ist. Zwischen diesen alten und aktuellen Empfehlungen hin- und hergerissen, wird das Stillen weiterhin erschwert. Die Geburtshilfe hat sich ebenfalls aufgrund neuer technischer Möglichkeiten verändert und bietet mehr Möglichkeiten, die jedoch auch Einfluss auf die hormonellen Vorgänge und somit auf das Stillen haben können.

Viele Mütter hatten noch nie ein neugeborenes Baby im Arm und benötigen zum Berühren, Tragen, Wickeln, Stillen und Trösten Informationen, um sich sicherer zu fühlen im Umgang mit ihrem Baby. Diese Unsicherheit kann auch zu inkorrekten Stillpositionen führen, die dann zu Verletzungen an den Brustwarzen führen, zu Schmerzen, Entzündungen und mangelnder Milchbildung. In diesen Blog-Artikel findest Du viele hilfreiche Tipps hierzu:

So klappt es mit dem Stillen

Stillpositionen - welche Möglichkeiten gibt es?

Allgemein ist noch immer verbreitet, dass ein Baby einen zeitlichen Rhythmus hat und braucht, daher kann es dazu kommen, dass Säuglinge zu selten gestillt werden und die Milchbildung sich dadurch reduziert. Wichtig zu verstehen: Deine Brüste produzieren basierend auf Angebot und Nachfrage. Wenn Du Dein Baby nach Bedarf stillst, wirst Du von selbst die richtige Menge Milch bilden.

Ein weiteres Problem stellt das Zufüttern mit Säuglingsnahrung dar, zum Beispiel weil es schneller geht und länger satt macht, also für die Mutter praktisch ist. Denn wird Dein Baby durch Säuglingsnahrung gesättigt, verlangt es weniger nach Deiner Brust und/oder trinkt weniger aus der Brust, infolgedessen produziert Deine Brust auch weniger Milch.

Wenn Du tatsächlich zu wenig Milch produzierst oder Dein Baby Saugprobleme hat kannst Du durch Abpumpen die Milchbildung ankurbeln. Du kannst sowohl zwischen den Stillmahlzeiten abpumpen als auch direkt nach dem Stillen, wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Brust nicht vollständig entleert ist, oder sogar eine Brust abpumpen, während Dein Baby an der anderen Brust trinkt. Doppelpumpen, das heißt das Abpumpen beider Brüste gleichzeitig, erhöht erwiesenermaßen die Milchproduktion. Hier haben wir Dir hilfreiche Tipps zum Abpumpen zusammengestellt:

Tipps zum Abpumpen von Muttermilch

Schwieriger Stillstart? Eine Klinikmilchpumpe hilft!

Wie kann ich meine Milchmenge steigern?

Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass Babys einen Beruhigungssauger (Schnuller) benötigen. Nach dem Motto: Wenn das Baby weint einfach Schnuller rein und gut. Doch wenn er vor der 6. Lebenswoche eingesetzt wird kann es ebenfalls zu selteneren Stillmahlzeiten kommen, zu einem nicht korrekten Erfassen der Brust (Saugverwirrung) und zur unzureichenden Entleerung der Brust, was eine mangelnde Milchbildung nach sich ziehen kann.

Seitens des Babys kann es Probleme geben, die das Stillen erschweren. Es kann dazu führen, dass die Säuglinge den Mund nicht weit genug öffnen, die Zunge nicht frei beweglich ist oder aufgrund von Erkrankungen oder Unreife ein ausschließliches Stillen nicht möglich ist. Oftmals verunsichern junge Mütter diese Erlebnisse, so dass sie Ihrer eigenen Fähigkeit nicht mehr trauen. Gib auch Deinem Baby etwas Zeit und hole Dir gerne den Rat einer Stillberaterin ein.

Auch Gesundheitliche Probleme der Mutter und oder anatomische Besonderheiten können dazu führen, nicht stillen zu können. Diese Gründe sind zum Glück sehr selten und machen ungefähr 1-3 Prozent aller Frauen aus.

Das sieht doch gut aus und wie es scheint, sind die meisten hier aufgeführten Situationen gut zu meistern! Fragt nach bei Unsicherheiten und vertraut auf Euer Gefühl!

Ich wünsche Euch eine kuschelige, entspannte Zeit mit Eurem Baby,

Eure Nancy